ACI, GALATEA UND POLIFEMO, Georg Friedrich Händel
Entwurf 2005
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MEDIEN-MYTHEN-WELT Das Bühnenbild übersetzt den vorhandenen Mythos, welcher bei Händel in einer idyllischen, ländlichen Szenerie angeordnet ist, in einen heutigen Raum.
Aci und Galatea haben sich in einem Zimmer eines einsam gelegenen Motels eingemietet. Sie haben hier an diesem Ort die äußere Welt vergessen und geben sich ganz ihrer Liebe hin. In diese Liebeswelt bricht Polifemo ein und bedroht das Paar, versucht Galateas Liebe zu gewinnen und dann zu erpressen.
Der Bühnenraum in dem sich das Liebespaar am Anfang befindet ist ein geschlossener Raum, ein Raum der real scheint und Sicherheit und Geborgenheit simuliert. Doch in diese Illusion, der das Liebespaar und auch die Zuschauer zunächst vertrauen, bricht mit dem Auftritt von Polifemo und dem gleichzeitigen Zurückweichen der Motelwand durch Projektion eine unberechenbare Irrealität ein. Durch die Projektionen bekommt der Raum etwas Mobiles, Bewegliches und gleichzeitig gewinnen die projizierten Bilder Gewalt über die Handlung. Sie beginnen die Handlung voranzutreiben und das Geschehen der Bühne verlagert sich mehr und mehr auf die filmische Welt. Die Protagonisten folgen dem Zwang der (Medien)bilder, die stärker werden als ihre eigene Realität und teilweise damit das Bühnengeschehen zum Kommentar werden lassen.
Durch die Wand des Motels, die als Projektionsfläche für Videos dient, wird eine Konfrontation zwischen dem klassischen Mythos und den Mythen der heutigen modernen (Medien)welten herbeigeführt. Der klassische Mythos diente den Menschen dazu, sich die Welt und alle beunruhigenden Faktoren der Welt besser zu erklären und sie greifbarer zu machen. Es ging darum den Bedrohungen habhaft zu werden.
Hier wird die Welt der Bilder zur Bedrohung der Geschichte, indem sie versuchen die Geschichte zu erfinden.
Die Geschichte zwischen Galatea, Aci und Polifemo erinnert an moderne Filme über Liebe, Eifersucht und Gewalt.
Durch das Spiel mit den Filmklischees werden die Zuschauer dazu gebracht, sich mit den eigenen inneren Bildern auseinander zu setzen und sich auf die Suche nach deren Ursprung zu machen. Viele Menschen haben oft mehr Erfahrungen mit medialen Bildern als mit der Realität. Durch die Medien werden Stereotypen wiederholt produziert und gehen so in ein kollektives Gedächtnis ein.
Die Video-Filmbilder sollen in eine komplexe Beziehung zur theatralen konkreten Situation treten und einen Teil der gesamten Ästhetik bilden.